Schweinberg fiebert der Partie gegen Borussia Dortmund entgegen
Profifußballer neigen ja bekanntlich zur Übertreibung: Der neue Trainer ist natürlich der allerbeste, den neuen Verein trägt er selbstredend seit Kindheitstagen im Herzen, und so treue Fans wie hier gibt es - klar - nirgendwo. Kein Wunder, dass auch der Begriff des "Jahrhundertspiels" in diesen Kreisen inflationär Verwendung findet. Im Fall des Kreisligisten FC Schweinberg passt die Bezeichnung aber wie der Freistoß in den Torwinkel.
Wenn die Kicker aus dem 700-Seelen-Ort am Freitag, 12. Juli, den deutschen Vizemeister Borussia Dortmund empfangen, dann ist das für den 400 Mitglieder starken Verein - zum Vergleich: Dortmund zählt mehr als 150.000 - und für die gesamte Region ein echtes Jahrhundertereignis. Wir haben uns im Vorfeld mit Vorsitzendem Jörg Schwab (45) über die stressige Vorbereitung und die täglich ansteigende Vorfreude bei ihm und seinen Mitstreitern unterhalten.
Vor einem Jahr hat der FCS bei der Aral-Aktion "Punktet euch den BVB" das große Los gezogen. Jetzt ist der große Tag zum Greifen nah: Wie ist der Stand der Vorbereitung?
Die "Grobarbeiten" wie den Aufbau der Tribünen wollen wir bis zum Wochenende abgeschlossen haben. Anschließend beginnt der Feinschliff: Es sind unendlich viele Details zu beachten und tausend Kleinigkeiten zu organisieren.
Wie gestaltet sich dabei die Kommunikation mit dem Champions-League-Teilnehmer?
Wir sind inzwischen täglich in der Absprache. Dabei zeigt sich auch, was für ein großer Verein der BVB ist: Für fast jedes Thema gibt es einen anderen Ansprechpartner. Es ist unglaublich, wie professionell alles geregelt wird.
Wie viele Helfer sind in die Vorbereitung eingebunden?
Den harten Kern bildet der aus 16 Personen bestehende Planungsstab. Hinzu kommen bei den Arbeitseinsätzen unzählige freiwillige Helfer: Das Engagement ist phänomenal und die Unterstützung riesengroß. Am Tag selbst werden rund 250 Helfer im Einsatz sein. Dabei helfen uns auch befreundete Vereine aus der Nachbarschaft. Die örtlichen Vereine sind sowieso mit dabei: Wir arbeiten alle Hand in Hand, wie es in Schweinberg schöner Brauch ist.
FC Schweinberg, Seattle Sounders and FC Liverpool: Das sind die Gegner des BVB in der Sommervorbereitung. Wie hört sich das für den Vorsitzenden des FCS an?
Natürlich fantastisch! Dadurch, dass es Dortmunds erstes Testspiel in der Vorbereitung ist - und noch dazu das einzige auf deutschem Boden vor der USA-Reise - ist das Interesse an der Partie riesengroß. Es ist für Dortmund kein Freundschaftsspiel, sondern ein Vorbereitungsspiel auf die neue Saison: Man spürt, das ist noch einmal eine andere Dimension. Das merkt man auch an den Presseanfragen und daran, dass die Produktionsfirma Hogmore AG (Liechtenstein) eine Live-Übertragung des Spiels in TV und Internet plant. Wo es überall zu sehen sein wird, entscheidet sich kurzfristig, aber ich gehe davon aus, dass weltweit Fußballfans unsere Mannschaft und unseren Sportplatz sehen werden.
Die Partie ist mit 5000 Zuschauern schon seit Wochen ausverkauft.
Das ist richtig, dennoch kommen auch jetzt immer noch Anfragen nach Karten rein. Wer keine Karte hat, kann sich die Fahrt nach Schweinberg an diesem Tag sparen: Das Areal wird komplett abgeriegelt. Damit auch jeder der 5000 Besucher gute Sicht aufs Spielfeld hat, bauen wir rund um den Sportplatz Tribünen aus Holzpaletten. Am Ende werden wir 3200 Paletten verbaut haben!
Was hat sich außerdem rund ums Sportgelände getan?
Wir haben einen Regieturm und einen Kameraturm errichtet, eine Videoleinwand wird aufgebaut, und der Rasensprenger läuft fast rund um die Uhr, um ideale Platzverhältnisse bieten zu können. Daneben haben wir die Kabine komplett überholt, um uns bestmöglich zu präsentieren. Die BVB-Profis werden aber dennoch merken, dass sie auf dem Dorf sind.
Wie ist der Ablauf rund um das "Jahrhundertspiel" geplant?
Wir Verantwortlichen und Helfer treffen uns um 13 Uhr, wo zunächst eine Belehrung durch Polizei und Behörden stattfindet. Die Sicherheit genießt oberste Priorität. Um 15 Uhr wird Einlass sein. Den BVB-Bus erwarten wir gegen 16 Uhr. Vor dem Anstoß um 17.30 Uhr werden BVB-Maskottchen Emma und das eigens für den Tag kreierte FCS-Maskottchen, das Schwein Luphi, die Fans begrüßen. Das Rahmenprogramm wird vom Musikverein Schweinberg gestaltet. In der Halbzeitpause hat ein Zuschauer die Gelegenheit, sich im Torwandschießen mit Emma zu messen, und es gibt eine Tombola mit attraktiven Preisen. Als Hauptpreise winken ein Trikot und ein Ball mit den Original-Autogrammen des BVB.
An den guten Zweck und die Umwelt soll wird ebenfalls gedacht?
Ja, beide Aspekte sind uns sehr wichtig. Wir dürfen aus Sicherheitsgründen nur Einwegbecher verwenden und haben uns dabei für einen biologisch abbaubaren Kunststoff aus Maisstärke entschieden. Was den guten Zweck angeht: Für uns ist das Spiel ein Anlass, "Danke" zu sagen: Wir werden den Erlös der Tombola sowie einen Euro pro Eintrittskarte spenden. Das Geld geht an den Freundes- und Förderkreis "Unser Krankenhaus" und an die Arnold-Hollerbach-Stiftung. "Danke" möchten wir aber auch anderen sagen: So haben wir einige Einlaufkinder ausgewählt, deren Eltern oder Großeltern sich seit Jahren und Jahrzehnten im Ehrenamt engagieren - und zwar nicht nur beim FC, sondern in der gesamten Jugendspielgemeinschaft SG Erftal.
Wird der BVB in Bestbesetzung antreten?
Uns wurde zugesichert, dass alle dabei sind, die fit sind und keinen Sonderurlaub haben - auch die Neuzugänge. Es ist davon auszugehen, dass Mats Hummel in Schweinberg sein Debüt nach seiner Rückkehr aus München geben wird. Auch die deutschen Nationalspieler sollten dabei sein: Ihr Sonderurlaub endet am Mittwoch.
Und der FCS?
Wir werden ohne externe Verstärkung mit unserer Kreisliga-Mannschaft antreten. Als Dankeschön wird der fleißigste Spieler unserer zweiten Mannschaft mit einem Einsatz belohnt. Die Vorfreude bei der Mannschaft ist riesig und die Spannung steigt von Tag zu Tag.
Wagen Sie einen Tipp, wie es ausgeht?
Wir werden unser Bestes geben aber realistischerweise gehe ich davon aus, dass Dortmund knapp gewinnen wird.